Bunte Kirchenfenster sind oft als Verglasung aus Blei oder Ornamentglas verarbeitet. Sie zeigen die biblische Geschichte, symmetrische oder florale Muster. In Europa bekamen Kirchen früher deshalb bunte Bleiverglasungen, weil es noch keine Technik gab, um einheitliche, großflächige Fenster herzustellen.
Ein Bleiglasfenster besteht aus einzelnen kleinen Glasscheiben oder Glasstücken, die bemalt, gefärbt oder geätzt sind. Speziell angefertigte Bleiprofile halten die Glasstücke zu einer Gesamtverglasung zusammen. Das Bleifeld wird dann in eine Tür oder ein Fenster eingesetzt. Sie sind damals wie heute mithilfe von eigens angefertigten Schablonen in Handarbeit gefertigt.
Bleiglasfenster gibt es in Europa seit dem Hochmittelalter. Am Anfang waren sie nur an den Fenstern großer Kathedralen zu sehen. In der gotischen Baukunst waren sie ein wichtiges Stilmittel. Im ausgehenden Mittelalter gab es immer mehr Glasmalerei an weltlichen Gebäuden.
Im Mittelalter hatten die Handwerker noch keine Möglichkeit, Flach- oder Floatglas herzustellen. Große Flächen mit dem damals bekannten Glas bekamen beim Auskühlen Risse. So hatten die Glasmacher im Mittelalter nur die Möglichkeit große Glasflächen herzustellen, indem sie sie aus vielen kleinen Glasstücken zusammensetzten. Die Verbindung zwischen den Glasstücken bestand aus Bleiruten und Kitt. Aus unterschiedlich gefärbten Glasstücken entstanden die Bildfenster.
Fensterbilder in dieser Verglasungsform bestehen in der Regel aus Gläsern, die im Tisch-Guss-Walz-Verfahren hergestellt sind. Die ersten größeren Glasstücke waren aus mundgeblasenem Glas, das noch glühend heiß längs aufgeschnitten wurde. Durch bestimmte Verfahren erhält das Glas eine sehr lebendige Oberfläche mit kleinen Bläschen und Schlieren.
Formbare Bleiruten verbinden die Glasstücke miteinander und sind zugleich das tragende Element der Bleiglasfenster. Stahleinlagen verleihen dieser Verglasungsform zusätzliche Stabilität.
Lötzinn, das zu 60 Prozent aus Zinn und zu 40 Prozent aus Blei besteht, verbindet die Bleiruten miteinander, wo sie aufeinanderstoßen. Da der Schmelzpunkt der Bleiruten niedriger liegt als der von Blei, lassen sich die Bleiruten miteinander verbinden, ohne dass sie ihre Form verlieren.
Kitt macht die Bleiglasfenster stabiler und wasserdicht. Eine Paste aus Kreide, Leinöl, Ruß und Terpentin kann ebenfalls die Fugen abdichten.
Mit ein wenig Geschick lassen sich Bleiglasfenster auch selber machen. Am besten arbeiten Sie dabei mit Papier- oder Pappschablonen, freihändig ist es sehr schwierig. Am besten zeichnen Sie zwei gleiche Schablonen und schneiden eine auseinander. Die Schnipsel dienen dann als Schablone für den Glaszuschnitt. Die ganze Schablone ist für Länge und Positionierung der Bleistreifen.
Im zweiten Schritt schneiden Sie alle Teile genau nach Ihrer Vorlage zu. Wenn Sie die Glasstücke an den Kanten leicht entgraten, beispielsweise mit einem feinen Schmirgelleinen, ist die Verletzungsgefahr nicht mehr so groß. Dort, wo das Blei verlötet werden soll, ist es sinnvoll die Glaskanten leicht anzurauen.
Vor dem Löten ist es notwendig, den Lötkolben gut aufzuheizen. Die Bleistücke lassen sich mit Lötzinn verbinden. Das Glas ist dann sicher eingeschlossen. Reinigen Sie die Lötspitze nach jedem Lötvorgang auf Ihrem Salmiakstein oder einem speziellen Reinigungsschwamm.
Bei größeren Fenstern kann Bleiglas sehr schwer werden. Da das Material nachgibt und sich leicht verbiegen kann, ist eine Stabilisierung notwendig. Dazu löten Sie einfach Stahlstreifen in jede dritte Bleischiene ein.
Für die Reparatur eines Bleiglasfensters fertigen Sie sich am besten zuerst eine Schablone an. Dann sägen Sie die kaputten Bereiche aus Ihrem Fenster oder Ihrer Tür heraus. Anhand der Schablone können Sie jetzt Blei- und Glasstücke zuschneiden und alles schön zusammenlegen. Erst wenn Sie geprüft haben, ob alles passt, löten Sie die neuen Teile in das Fenster ein.
Bleiverglasungen gibt es nicht nur an Kirchenfenstern, Fensterscheiben oder Glastüren innen. Immer häufiger gibt es auch Haustüren mit dieser schönen Verglasungsform. Moderne Bleiglasfenster lassen sich zu Isolierglas weiterverarbeiten, sodass die Haustür die notwendige Glas Dämmung aufweist. Neben isolierter Wärmeschutzglas gibt es auch Sicherheitsglas und Schallschutzglas.
Diese besonderen Verglasungen herzustellen ist eine uralte Handwerkstechnik, die sich in ihrer grundsätzlichen Ausführung kein bisschen verändert hat. Durch das farbige Licht, das mithilfe der bunten Glasstücke entsteht, wirken die Fenster wie kleine Kunstwerke. Sie sind sehr stilvoll und geben jedem Haus eine individuelle Note. Es gibt sie als traditionelle Butzenscheibe, mit schönen symmetrischen Muster, floralen oder biblischen Motiven und auch in sehr modernen Designs.
Sehr beliebt sind religiöse Motive, insbesondere Szenen aus der Bibel, aber auch Ornamente und bunte Blumenmuster zieren bleiverglaste Fenster. Oft sind die Verglasungen, auch wenn sie farblose Flächen enthalten, nicht transparent. Die Struktur des besonderen Glases schafft blickdichte Glasflächen. (Tipp: Einseitig blickdichtes Glas)
Die Preise für bleiverglaste Fenster lassen sich in der Regel nur grob schätzen. Denn bei der Preiskalkulation spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, beispielsweise Größe, Zeitaufwand, Dekor und Fertigungsmethode. Dabei können die Quadratmeterpreise stark variieren. Ein Fenster von 1 x 1,5 m kostet etwa 2000 Euro. Eine Sonderanfertigung kann zwischen 800 und 8000 Euro kosten.
Bleiverglaste Scheiben sind eine tolle Möglichkeit, einer Haustür, einer Glasfassade oder einem Raum eine besondere, sehr individuelle Note zu verleihen. Das alte Kunsthandwerk ist bislang noch nicht ausgestorben.
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